Happy Birthday Riesling!

Von Miriam Reis
Happy Birthday Riesling

Wussten Sie, dass die Königin der weißen Rebsorten schon über 500 Jahre alt ist? Am 13. März 1453 wurde der Riesling erstmals in historischen Schriften erwähnt, womit er am heutigen Tag im Jahr 2022 seinen 569. Geburtstag feiert. Wir von Drinks&Co sagen „Happy Birthday Riesling! und stoßen zur Feier des Tages auf eine der begehrtesten Rebsorten der Welt an.

Klein, aber fein

Der Riesling mit seiner kleinen und dichtbeerigen Traube gedeiht besonders gut in nördlich gelegenen Anbaugebieten. Er treibt spät aus und umgeht so den Frost im Frühjahr. Über den ganzen Sommer hinweg nimmt er sich viel Zeit zum Reifen und erst im Spätherbst, wenn die letzten goldenen Sonnenstrahlen die Reben mit Licht und Wärme verwöhnen, erfolgt die Lese.

Der Riesling stellt nur geringe Ansprüche an den Boden, benötigt jedoch geschützte Lagen mit süd- und südwestlicher Ausrichtung. Die sonnenverwöhnten Steillagen an den Flusstälern von Rhein und Mosel bieten daher ideale Bedingungen. Da er stark vom Klima und der Bodenbeschaffenheit beeinflusst wird, spiegelt er sein Terroir* wie kaum ein anderer Weißwein wider. 

Der hohe Säureanteil macht Rieslingweine besonders langlebig. Das macht sie ideal für eine Flaschenreifung über mehrere Jahre, gar Jahrzehnte hinweg. Nach einer gewissen Lagerzeit entwickelt der Riesling eine mehr oder weniger stark ausgeprägte, von Kennern sehr geschätzte Erdöl- oder Petrolnote

*Das französische Wort „Terroir“ lautet wörtlich übersetzt „Gegend und steht in der Weinsprache für das Zusammenspiel geologischer, meteorologischer und menschlicher Faktoren an einem Ort.

Ein Symbol deutscher Weinkultur

Der Riesling hat seinen Ursprung im Rheingau und es wird vermutet, dass er aus einer zufälligen und natürlichen Kreuzung entstanden ist. Die weiße Edeltraube stammt genetisch von der rustikalen, heutzutage fast ausgestorbenen Heunischtraube, einem Traminerklon und einer weiteren, unbekannten lokalen Rebe ab. 

Sie ist zweifelsohne eine der begehrtesten Rebsorten der Welt und repräsentiert die deutsche Weinkultur wie keine andere. Knapp 60% der weltweit mit Riesling bepflanzten Anbauflächen befinden sich in Deutschland, verteilt über alle 13 Anbauregionen, von der Ahr bis Württemberg. Wer Rieslingweine der Spitzenklasse sucht, wird vor allem in den Anbaugebieten Mosel, Rheingau und Pfalz fündig.

Die sonnige Pfalz hat im Riesling-Anbau mit etwa 5.458 ha Rebfläche die Nase vorn. Im Mittelhaardt, rund um Forst und Deidesheim, werden Reben außerordentlicher Qualität angebaut. Pfälzer Riesling bietet fruchtigen und schwungvollen, meist trockenen Genuss, mit einem Hauch Aprikose, Pfirsich und Apfel und einer erfrischenden Säure.

Das Anbaugebiet Mosel befindet sich an den malerischen Steilhängen des gleichnamigen Flusses sowie entlang Saar und Ruwer.

Großartige Weine finden Rieslingliebhaber rund um die Gemeinden Piesport, Bernkastel und Wehlen. Mosel-Weine sind generell etwas schlanker im Körper, sie verfügen über weniger Alkohol, eine ausgeprägte Säure und etwas Restsüße. Sie duften besonders floral nach Lindenblüten und grünem Apfel, oft mit einem Hauch Mineralik, der an Schiefer, Granit oder Feuerstein erinnert. 

Die Region Rheingau ist etwa nur halb so groß wie das Anbaugebiet Pfalz, erfreut sich jedoch allerhöchstem Prestige. Hier rund um Johannisberg und Rüdesheim, an den sonnigen Südhanglagen von Rhein und Main und geschützt durch das Taunusgebirge, findet der Riesling optimale Wachstums- und Reifebedingungen. Weine aus dem Rheingau sind fülliger, verströmen üppige Aromen von reifem Pfirsich und saftigen Nektarinen und sind meist etwas süßer, wodurch die klare Säure optimal ausbalanciert wird. 

Seit einigen Jahren kultivieren auch Winzer der Neuen Welt hochwertige Weine aus der beliebten Edeltraube. Australien hat sich mit Weinen aus den Anbaugebieten Clare Valley und Eden Valley einen Namen in der Welt der Rieslinge gemacht, ebenso wie Neuseeland, Kanada und der angrenzende US-Bundesstaat New York.

Kleine Etikettenkunde

Deutscher Riesling wird in zwei Grundkategorien eingeteilt: Qualitätswein und Prädikatswein. Letztere wird wiederum in 6 „Prädikatsstufen” unterteilt. Somit kann uns das Etikett der Flasche oftmals Aufschluss über Qualität und Süße des Weins geben.

Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (QbA): Wein mit kontrollierter Herkunft, der zwingend aus zugelassenen Rebsorten gekeltert werden muss, die aus einem klar definierten Anbaugebiet kommen. Eine Anreicherung mit Zucker (Chaptalisation) vor der Gärung ist erlaubt. Dies dient jedoch nicht zur Süßung der Weine, sondern zur Erhöhung des Alkoholgehalts.

Qualitätsweine mit Prädikat: Amtlich geprüfte Qualitätsweine mit höherer Qualität, die nicht mit Zucker angereichert werden dürfen.

Prädikatsweine

Kabinett: ein Prädikat für trockene bis halbtrockene (feinherbe) und leichte Weine mit hoher Säure und niedrigem Alkoholgehalt. In der Nase zeichnen sie sich durch frische Noten von grünen Äpfeln, Birnen und Quitten aus. 

Spätlese: ein Prädikat für trockene bis halbtrockene (feinherbe) Weine aus hochreifen Trauben. Die Trauben für Weine der Kategorie Spätlese werden – wie der Name schon sagt – etwas später geerntet, wodurch die Beeren etwas mehr Aroma und Zucker konzentrieren. Daher sind diese Weine meist süßer und etwas gehaltvoller am Gaumen und versprühen reifere Aromen von mediterraner Zitrusfrucht und saftiger Ananas. 

Auslese: ein Prädikat für trockene bis süße und körperreiche Weine. Sie besitzen meist einen hohen Restzuckergehalt und verfügen über Geschmacksnoten von reifer Ananas und exotischer Mango.

Beerenauslese (BA) und Trockenbeerenauslese (TBA): honigsüße und gehaltvolle Rieslinge aus von Edelfäule (Botrytis Cinerea) befallenen Trauben. Sie verfügen über einen niedrigen Alkoholgehalt und üppige Geschmacksnoten von Honig, Walnüssen, kandierter Orangenschale und Lindenblüten. Weine mit dem Prädikat Trockenbeerenauslese sind die edelsten (und meist teuersten) Süßweine, da die Beeren einzeln von Hand verlesen werden.

Eiswein: Die Trauben werden bis zum Frost an der Rebe gelassen und müssen bei -7°C geerntet und gekeltert werden. Nur eine kleine Menge des hochkonzentrierten Zuckeranteils in der Beere wird abgepresst, das meiste Wasser bleibt als Eis zurück. Eisweine sind echte Raritäten, die neben sehr reichhaltigen Geschmacksnoten von getrockneten Aprikosen, gerösteten Haselnüssen, Bienenwachs, Akazie und Orangenblüten mit einer faszinierenden Balance zwischen Honigsüße und knackiger, klarer Säure aufwarten.

Riesling is for foodies

Trockener Riesling …

… passt zum sommerlichen Picknick, zu Wildkräutersalat, gedünstetem Saibling, Grillgemüse, Wiener Schnitzel, Linguine mit gebratenen Garnelen oder Sushi. 

Halbtrockener Riesling …

… schmeckt einfach toll zu geräuchertem Wildlachs aus dem Pazifik, zu asiatischer, scharfer Küche oder Laugengebäck.

Lieblicher Riesling …

… ist ein toller Begleiter zu Frühlingsrollen mit Chili-Dip, Kürbis-Curry, Ananas-Kokos-Suppe oder Frischkäse mit Akazienhonig.

Süßer Riesling …

… ist ein himmlischer Genuss zu Blauschimmelkäse, Foie gras, Knusperchips aus Parmesan, Crême brûlée oder Panettone. 

Rieslingsekt …

… macht sich gut als Aperitif zu Scampi im Basilikum-Blätterteig-Mantel, Blinis mit Lachscreme oder Kartoffelchips mit Forellenkaviar.

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