Irish Whiskey: Besonderheiten und große Klassiker

Von Jordi Luque
Irish-Whiskey

¿Cuáles son las características de un whisky irlandés? - Drinks&Co

Wenn es um Whisky geht, ist Schottland weltweit das Maß aller Dinge. Dieses ungeschriebene Gesetz galt jahrzehntelang als unantastbar, ist es aber nicht. Denn in vielen Ländern werden hervorragende Spirituosen dieser Kategorie hergestellt. Japanische Whiskys sind zu Recht weltberühmt. Und obwohl irischer Whiskey die meiste Zeit des 20. Jahrhunderts im Schatten seines schottischen Pendants stand, erlebte er in den letzten Jahren einen regelrechten Hype. Über Irish Whiskey, wie er auf der Insel genannt wird, möchte ich heute mit Ihnen sprechen.

Was ist Irish Whiskey?

Die einfache Antwort: Irish Whiskey wird in Irland hergestellt. Easy!

Die Spirituose wird tatsächlich aus lokaler gemälzter Gerste produziert und in Irland fermentiert. Dennoch gibt es gewisse Besonderheiten, wodurch sie sich von anderen Whiskys unterscheidet.
Diese grundlegenden Merkmale werden übrigens von der Europäischen Union festgelegt, und Irland hat dafür gesorgt, dass sein „flüssiges Gold“ mit einer geschützten Ursprungsbezeichnung versehen wird. Gemäß dieser Verordnung zeichnet sich ein Irish Whiskey durch folgende Charakteristika aus:

  • Irish Whiskey muss auf der Insel Irland (bestehend aus der Republik Irland und Nordirland) aus gemälztem Getreide destilliert werden und reifen.
  • Irish Whiskey wird auf 94,8% Volumenprozent destilliert, und es darf nur reines Wasser und Zuckercouleur hinzugefügt werden.
  • Irish Whiskey muss mindestens drei Jahre lang in Holzfässern mit einem Fassungsvermögen von höchstens 700 Litern gereift werden.
  • Irish Whiskey muss einen Mindestalkoholgehalt von 40% aufweisen.

Außerdem wird Irish Whiskey in weitere Unterkategorien geteilt.

Kategorien von Irish Whiskeys

Irish Whiskey kann in vier Kategorien unterteilt werden, die sich nach der Art des verwendeten Getreides und dem Destillationsverfahren richten.

Single Malt Irish Whiskey

Es handelt sich um Whiskyes, die ausschließlich aus gemälzter Gerste hergestellt und in einer einzigen Brennerei destilliert werden. Sie können doppelt oder dreifach destilliert werden und spiegeln sozusagen die Identität der jeweiligen Brennerei wider.

Single Pot Still Irish Whiskey

Er unterscheidet sich vom oben erwähnten Single Malt Whiskey durch die Zugabe von ungemälzter Gerste in die vergorene Maische, die in Folge destilliert werden soll. Single Pot Still ist der traditionellste aller Irish Whiskeys, der den Markt bis zum Aufkommen der Blends im 20. Jahrhundert dominierte – quasi irische Tradition in flüssiger Form.

Grain Irish Whiskey

Es handelt sich um Whiskyes, die in Column Stills (auch Destillationskolonne oder Coffey-Still genannt) und nicht in einer einzigen Brennblase hergestellt werden. Außerdem können sie aus verschiedenem Getreide und nicht nur aus Gerste destilliert werden.

Blended Irish Whiskey

Diese Kategorie ist ein Sammelbegriff für Whiskeys, die die oben genannten Stile kombinieren. Blended Irish Whiskeys sind nicht nur in Irland, sondern auch in Schottland am häufigsten zu finden.

Eine kurze Geschichte des Irish Whiskey

Irish Whiskey gilt als eine der ältesten Spirituosen Europas und geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Was damals gebrannt wurde, hatte jedoch wenig mit dem heutigen Whiskey zu tun. Damals wurde ein Schnaps hergestellt, der mit pflanzlichen Extrakten aromatisiert wurde und nicht in Holzfässern reifte. Man kann also sagen, dass die Tradition des Brennens in Irland eine der ältesten in Europa ist, auch wenn es sich dabei anfangs nicht um Whiskey handelte.

Die ersten Lizenzen für die Whiskey-Destillation stammen aus dem frühen 17. Jahrhundert, und die irische Whiskey-Industrie dominierte weltweit den Markt bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Der enorme Niedergang hing wahrscheinlich mit den Folgen der Großen Hungersnot (1845 – 1852) und den darauf folgenden Auswanderungswellen zusammen. Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Irland 28 Destillerien, während 1966 nur noch zwei Brennereien übrig waren, die in den 1970er Jahren in Besitz der Irish Distillers übergingen.

Seit den späten 1990er-Jahren, als ein zweiter Boom des Irish Whiskeys einsetzte, hat sich die Situation völlig verändert. Im Jahr 2022 waren in Irland mehr als 40 Brennereien tätig, die mehr als 100 Millionen Liter puren Whiskey (94,8%) destillierten und etwa 3,5 Millionen Liter in Fässern reifen ließen.

Diese Irish Whiskeys sollten Sie kennen:

Und nun gehen wir von der Theorie zur Praxis über, jedoch nicht ohne auf einige Besonderheiten hinzuweisen. Eine Eigenschaft unterscheidet Irish Whiskeys von ihren schottischen Pendants: Sie weisen – bis auf Ausnahmen – keine rauchigen Noten auf, da beim Mälzen kein Torf verwendet wird. Ein weiteres Merkmal dieser Whiskeys ist, dass sie im Allgemeinen viel leichter zu trinken, runder und weicher sind. Außerdem verfügen Grain Irish Whiskys über eine gewisse Schärfe und Adstringenz, die sich auch bei amerikanischen Rye Whiskys zeigt und in der Regel mit der Verwendung von Roggen in der Maische verbunden ist. Und nun komme ich zu den Empfehlungen…

Jameson

An der irischen Whiskeymarke, die jahrzehntelang den Markt dominierte, führt kein Weg vorbei. Denn Jameson versinnbildlicht die Kategorie der Irish Whiskeys wie kaum eine andere.

Es ist ein weicher, blumiger Grain Irish Whiskey mit einem Hauch von Vanille und Gewürzen. Er wird aus Gerste und Mais hergestellt und in ehemaligen Bourbon- und Sherryfässern gereift.

Die renommierte Marke Jameson bietet auch Sondereditionen an, z. B. in Stout-Fässern gereifte Abfüllungen (irischer geht’s wohl nicht) oder den intensiveren Black Barrel, der in stark verkohlten Bourbon-Fässern reift, die innen schwarz sind (daher der Name).

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Connemara

Als ich von Ausnahmen bei getorften Irish Whiskeys sprach, dachte ich genau an Connemara – ein Single Malt, der von der Cooley Distillery im Nordosten Irlands hergestellt wird. Es handelt sich um ein Destillat aus reinem Gerstenmalz im Stil schottischer Brennereien wie Laphroaig oder Ardberg, bei dem trotz allem die ausgesprochen irische Sanftheit zum Vorschein kommt – ein besonders interessanter und sehr komplexer Crossover.

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Der Artikel wurde von Anja Krimsky übersetzt und im Original von Jordi Luque geschrieben: Whiskey irlandés: características y buenas botellas

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